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20.09.2024

“Diversity, should not be tolerated, it should be celebrated.”

Seit den 1970er Jahren ist in Österreich eine rege Szene von freien Kulturinitiativen entstanden, die wesentlich zur Entwicklung des gesamten heimischen Kulturgeschehens beigetragen hat und bis heute beiträgt. Kleinere und größere Institutionen und Kulturvereine bringen Kunst in alle Landesteile und sorgen in Stadt und Land nicht nur für Lebendigkeit und Lebensqualität, sondern auch für eine offene und demokratiefähige Gesellschaft.

Das Erstarken der extremen Rechten in ganz Europa, begleitet von neoliberalen Strömungen, die die Verantwortung für eine gedeihliche Kunst- und Kulturentwicklung im Privaten ansiedeln möchten, ist eine ernsthafte Gefahr für die sich über Jahrzehnte aufgebaute Vielfalt der heimischen Szene und für die Freiheit der Kunst. Die Auswirkungen rechter Kulturpolitik sind in unserem Bundesland noch in schlechter Erinnerung; die Situation in Ungarn, Slowakei und Italien, mit aktuell rechtsextremen Regierungen zeigt wohin es geht: nach und nach die Abschaffung der Presse- und Kunstfreiheit sowie das Streichen von Förderungen von unbequemen und regierungskritischen KünstlerInnen!

Was hat das mit Jazz zu tun? Sehr viel!

Jazz wurde immer als eine Musik der Widerständigkeit wahrgenommen. Der Kampf um Menschenrechte und Freiheit zog sich immer auch durch die Jazzgeschichte. Wie ein Vogel im Bergwerk spürte der Jazz auf, wo die Luft dünn wurde für gesellschaftliche Randgruppen: Abbey Lincoln vertonte Maya Angelos "I know why the caged bird sings" und brachte gemeinsam mit Max Roach 1963 ein ganzes Protestalbum heraus: "We Insist! - Freedom Now Suite".

In Zeiten, in denen in ganz Europa die sozialen und politischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte von einem neuen Populismus zurückgedrängt werden, befasst sich aber auch die Kunst und insbesondere der Jazz insgesamt wieder massiv mit gesellschaftlichen Themen, sei es die bewusstere Haltung gegenüber Klimafragen, Armut, Bildung, das globale Verständnis von Menschlichkeit, das Eintreten für die Menschenwürde auf allen Ebenen, eine klare Haltung gegen Sexismus, Rassismus oder sonstige Ausgrenzung.

“Diversity”, sagt Kamasi Washington, “should not be tolerated, it should be celebrated.” 

Im Herbst werden in den Jazztalks diese Themen ausführlich behandelt. Peter Kemper stellt sein Buch vor und erörtert die Frage „ Wie politisch ist Jazz“, Angelika Niescier wird Ihre Aussage „"Unsere Musik hat schwarze Wurzeln und das ist sehr wichtig, sich das immer wieder klarzumachen und das in die heutige Zeit zu transportieren. Sich klarzumachen: Ich bin hier, weil die Schwarzen Heldinnen und Helden diese Musik entwickelt haben und letzten Endes geschenkt haben", darlegen sowie zur Rolle der Frau im jazz sprechen!

Es wird spannend und wenn man Verantwortung, Achtsamkeit und Widerstand aufbringt, auch gut!

Auf die Spielfreude und ein offenes und freies Kulturleben.

Keep swinging!

Dr. Hans Jalovetz ( Obmann Kulturforum Villach)